Sie rennt 240 Sachen, produziert keine Abgase, braucht keine Schaltung und zeichnet sich durch ein Design zwischen Ducati und Stealth-Bomber aus. Die neue Mission One lässt selbst eingefleischte Benzin-Junkies schwach werden.
Ein lautloses Super-Bike mit 240 km/h Spitzengeschwindigkeit. Immerhin, sie ist das schnellste Serien-Elektromotorrad der Welt - vom Klang her hingegen das glatte Gegenteil von einer blubbernden Harley-Davidson. Außer einem leisen Surren und dem Geräusch der Antriebskette hört man nur die Windgeräusche der Mission One. Beim interdisziplinären Kreativ-Kongress 'TED' in Long Beach/Kalifornien wurde jetzt das erste ernstzunehmende Elektro-Motorrad der Welt enthüllt.
Kalifornisches Start-Up-Unternehmen Mission Motors wurde erst 2007 von einer Gruppe ehemaliger Tesla-Mitarbeiter gegründet. Tesla Motors ist der Elektro-Autobauer, der von dem ehemaligen PayPal-Gründer Elon Musk aufgebaut wurde. Obwohl der Tesla-Roadster im Kunststoff-Kleid der Lotus Elise inzwischen zum Statussymbol der kalifornischen Öko-High-Society avanciert ist, konnte das Unternehmen die Idee eines Elektro-Sportwagens bisher noch nicht in einen wirtschaftlichen Erfolg ummünzen. Erst kürzlich mussten die Belegschaft um 20 Prozent reduziert und frisches Investorengeld eingesammelt werden.
Aus den Fehlern von Tesla gelernt Der Mission-Motors Gründer Forrest North glaubt aus den Fehlern von Tesla gelernt zu haben. Er startete das Unternehmen wenige Monate nachdem er Tesla, wo er bei der Entwicklung des Lithium-Ionen-Akkupacks half, verließ. Zusammen mit Edward West und Mason Cabot, die auf Erfahrungen bei Ducati und Google zurückgreifen können, hat North das momentan schnellste Motorrad der Welt mit Elektromotor entwickelt. Sein Mitarbeiterstab soll möglichst lange die überschaubare Größe von 12 behalten. Er ist zudem der Überzeugung, dass ein Motorrad mit weit weniger komplexen Herausforderungen aufwartet als ein Auto.
Tuning per Laptop Die zukünftigen Besitzer der Mission One werden in der Lage sein bestimmte Einstellungen wie z.B. die Einstellungen des Gasgriffs und der Bremse am Laptop vorzunehmen. Neben der Brembo-Bremsanlage steht nämlich eine Elektro-Bremse zur Verfügung, die bei jedem Bremsvorgang die kinetische Energie zum Laden der Batterie ausnutzt. Am Getriebe kann man allerdings nichts tunen - es gibt keines. Ebenso fehlen natürlich alle typischen Bauteile rund um Verbrennungsmotoren: Vergaser/Einspritzung, Auspuff, Tank, Wasser-/Öl-Kühler. Eben alles, was jedem Motorradfahrer bereits zahlreiche Ausfälle und Bastelstunden beschert hat. Das Fehlen der üblichen Motor- und Getriebe-Vibrationen verspricht zudem weitgehend ermüdungsfreies Fahren.
Drehmoment? Aber immer! Bei einem konventionellen Motorrad muss der Fahrer zum Erreichen der maximalen Beschleunigung runterschalten und immer ein Auge auf den Drehzahlmesser haben um möglichst das Maximum der Drehmomentkurve zu erwischen. Anders bei Elektro-Motorrädern. Die Drehmomentkurve ist keine Kurve sondern eine flache Linie. Das Drehmoment von 135 Nm ist ab Motorstart - also Drehzahl 0 - verfügbar und beschleunigt die Maschine in ungeahnter Geschwindigkeit nach vorne bis zur Maximaldrehzahl von 6.500 U/min. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Mission Motors mit 240 km/h an. Die maximale Reichweite liegt bei 240 Kilometern. Erfahrungen mit andern Elektro-Fahrzeugen zeigen aber, dass bei Volllast die Lithium-Ionen-Akkus allerdings deutlich schneller entleert werden. Bereits nach zwei Stunden an einer 240-Volt-Steckdose soll der Akku-Pack der Mission One wieder voll aufgeladen sein. Zu den Beschleunigungswerten trifft Mission Motors bisher keine Aussage, aber Elektro-Motorräder sind gerade dafür bekannt. Das schnellste Elektro-Motorrad der Welt, die Killacycle, schafft den Sprint von 0 auf 100 km/h in knapp einer Sekunde!
Die erste Baureihe ist auf 50 Exemplare limitiert, die Anfang 2010 ausgeliefert werden sollen. Aufgrund des spektakulären Designs und der atemberaubenden Fahrleistungen besteht eine gute Chance, dass die Mission One zum neuen Statussymbol der Hollywood-Millionäre wird. Vom Preis her sollte der Statusgewinn ebenfalls unproblematisch sein.