Berlin/dpa. Den ersten Kampf hat Box-Weltmeister Arthur Abraham schon vor der freiwilligen Titelverteidigung gegen den Hamburger Mahir Oral knapp gewonnen: Der IBF-Champion blieb am Freitag beim Wiegen 100 Gramm unter dem 72,5-Kilo-Limit für das Mittelgewicht, aus dem sich der Wahl-Berliner nach seinem Heimspiel am Samstagabend (22.25 Uhr/ARD) wohl verabschieden wird. Der Kampf gegen die Pfunde fiel Abraham diesmal etwas leichter, und auch Herausforderer Oral dürfte es ihm in der Hauptstadt nicht zu schwer machen.
Beim 29. Sieg im 29. Profifight musste sich Abraham im März mehr mühen als erwartet. Der erhoffte 24. K.o.-Erfolg war in Kiel gegen den Amerikaner Lajuan Simon ausgeblieben. Simon soll in der Max-Schmeling-Halle am Samstag gegen Ex-Europameister Sebastian Sylvester antreten. Er brachte zunächst 800 Gramm zu viel auf die Waage, hatte sie aber zwei Stunden später beim zweiten Versuch im Hotel herausgeschwitzt. Der Sieger wird in der IBF-Rangliste die Nummer zwei hinter dem Italiener Giovanni Lorenzo, der im September Abraham herausfordern dürfte - oder vielleicht gegen Sylvester oder Simon boxt, falls «König» Arthur dann schon im Supermittelgewicht antritt.
«Bei mir ist nur wichtig, Gewicht zu machen - der Rest kommt von allein», sagt Abraham, der nicht müde wird, vor seinem einstigen Sparringspartner zu warnen. Promoter Wilfried Sauerland registrierte zwar zufrieden, dass der gebürtige Armenier dank seines speziellen Fitness- und Ernährungsprogramms im Trainingslager an der Ostsee dem Kampfgewicht schon sehr nah kam. Doch ganz sorgenfrei wirkt Sauerland nicht. «Ich hoffe, dass er nicht zu viel Substanz verloren hat, denn die braucht er. Mahir Oral ist nicht nur ein sympathischer, sondern auch ein guter Sportler. Es hat andere gegeben, die den Kampf abgelehnt haben», unterstreicht Sauerland.
Oral hat nur einen seiner bisher 28 Profikämpfe verloren und fühlt sich bei allem Respekt vor der Schlaghärte des Weltmeisters für seine erste WM-Chance gerüstet. «Ich bin zum Kampftag topfit und mache mir deswegen gar keine Sorgen. Ich denke es wird ein toller Abend», meint der 29-Jährige, für den sich ein Traum erfüllt.
Während Sauerland noch abwiegelt und betont, erst nach der zehnten Titelverteidigung werde über einen Aufstieg von Abraham ins Supermittelgewicht entschieden, deutet doch alles darauf hin. Beim Wahl-Berliner tickt unaufhaltsam die biologische Uhr, wie er selbst einräumt: «Ich bin schon älter geworden, fast 30 - es wird schwieriger, abzunehmen. Die Knochen und die Muskulatur werden schwerer.» Trainer Ulli Wegner bescheinigt seinem Schützling zwar, er habe das ständige Gewichtmachen verinnerlicht, weiß aber auch: «Das ist nicht so einfach, da ist jedes Gramm sehr schwer.»
Im Supermittelgewicht warten attraktive Gegner aus Übersee und damit auch etwas bessere Börsen. «Für die Fans ist uninteressant, in welcher Gewichtsklasse ein Boxer boxt. Wichtig ist, dass ein Boxer gewinnt und eine gute Leistung bringt», sagt Abraham, der mit 50 Jahren gern 50 Millionen Euro hätte.